Ansprüche bei erheblicher Verspätung

BGH: Ansprüche bei erheblicher Verspätung

Vorliegend buchte der Kläger für sich und seine Familie einen Flug von Frankfurt am Main über Larnaka (Zypern) nach Damaskus. Der Hinflug hatte eine erhebliche Verspätung, sodass sie den Anschlussflug verpassten.

Er macht nun gegen die Beklagte vertragliche Ansprüche auf Zahlung von 840 Euro geltend. Hilfsweise stützt er diese auf die Fluggastverordnung wegen einer Nichtbeförderung. Der BGH lehnte einen Anspruch auf Zahlung der 840 Euro ab, da hier keine Nichtbeförderung im Sinne der VO vorliegt.

BGH Xa ZR 2/09 (Aktenzeichen)
BGH: BGH, Urt. vom 17.09.2009
Rechtsweg: BGH, Urt. v. 17.09.2009, Az: Xa ZR 2/09
OLG Frankfurt, Urt. v. 06.11.2008, Az: 16 U 128/08
AG Frankfurt, Urt. v. 30.05.2008, Az: 30 C 66/08
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BGH-Gerichtsurteile
Bundesgerichtshof
1. Urteil vom 17.09.2009
Aktenzeichen Xa ZR 2/09

Leitsatz:

2. Im Fall einer Verspätung des Zubringerfluges und das Verpassen den Anschlussfluges führt nicht zu einer Nichtbeförderung im Sinne der VO.

Zusammenfassung:

3. Im vorliegenden Fall buchte der Kläger für sich und seine Familie, bei einem Luftfahrtunternehmen, Flüge von Frankfurt am Main über Larnaka (Zypern) nach Damaskus. Der Hinflug verspätete sich um fünf Stunden. Mithin konnte er und seine Familie den Anschlussflug nicht mehr rechtzeitig erreichen.

Der Kläger verlangt nun die Zahlung von 840 Euro von der Beklagten. Seine Ansprüche stützt er unteranderem auf die Fluggastverordnung. Der BGH wies die Revision zurück und stimmte der Entscheidung der vorherigen Instanz zu. Die rein faktische nicht weiter Beförderung, durch Verspätung des Zubringerfluges reicht hier nicht aus, um eine Nichtbeförderung im Sinne der VO anzunehmen.

Auch vertragliche Ansprüche sind hier nicht gegeben, da es sich nicht um einen Reisevertrag, sondern um eine Beförderungsvertrag handelt. Folglich steht dem Kläger kein Anspruch auf Zahlung der 840 Euro zu.

Tenor:

4. Der Senat beabsichtigt, die Revision im Beschlusswege gemäß § 552a ZPO zurückzuweisen.

Es besteht Gelegenheit zur Stellungnahme bis zum 2. November 2009.

Entscheidungsgründe:

5. Der Kläger nimmt die beklagte Fluggesellschaft aus eigenem und abgetretenem Recht seiner Ehefrau sowie seiner drei Kinder auf Zahlung in Höhe von 840 Euro in Anspruch. Diese Ansprüche stützt er in erster Linie auf vertragliche Anspruchsgrundlagen. Er macht eigenen Verdienstausfall in Höhe von 300 Euro geltend und verlangt für seine Ehefrau und die Kinder eine Entschädigung wegen nutzlos aufgewendeter Urlaubszeit in Höhe von insgesamt 540 Euro.

6. Hilfsweise stützt er diese Forderung auf Art. 7 der Verordnung (EG) 261/2004 des Parlaments und des Rats über eine gemeinsame Regelung für Ausgleichs- und Unterstützungsleistungen für Fluggäste im Fall der Nichtbeförderung und bei Annullierung oder großer Verspätung von Flügen und zur Aufhebung der Verordnung (EWG) Nr. 295/91 vom 11. Februar 2004 (ABl. EG L 46 v. 17.2.2004, S. 1 ff.; im Folgenden: VO).

7. Die Reisenden buchten bei der Beklagten für den 2. Juli 2006 eine Flugreise von Frankfurt am Main über Larnaka (Zypern) nach Damaskus und zurück. Der Hinflug sollte um 14.00 Uhr starten. Da der Abflug in Frankfurt am Main jedoch erst mit fünfstündiger Verspätung gegen 19.00 Uhr erfolgte, erreichten der Kläger und seine Familie den Anschlussflug nach Damaskus nicht mehr und konnten erst am übernächsten Tag dorthin weiterfliegen.

8. Das AG hat die Beklagte antragsgemäß verurteilt. Die Berufung der Beklagten hatte Erfolg, sie führte im Ergebnis zur Abweisung der Klage. Mit seiner vom Berufungsgericht zugelassenen Revision verfolgt der Kläger das Klagebegehren weiter.

9. Das Berufungsgericht hat seine Entscheidung darauf gestützt, dass das Nichterreichen eines Anschlussflugs bei Verspätung des Zubringerflugs keine nach Art. 4 Abs. 3 VO ausgleichspflichtige Nichtbeförderung darstelle. Dies entspricht der zwischenzeitlich ergangenen Entscheidung des Senats vom 30. April 2009 (Xa ZR 78/08, EuZW 2009, 586). Nachdem der BGH diese rechtsgrundsätzliche Frage bereits geklärt hat, liegen die Voraussetzungen für die Zulassung der Revision nicht (mehr) vor.

10. Die Revision hat auch keine Aussicht auf Erfolg.

11. Ansprüche des Klägers nach Art. 4 Abs. 3 VO hat das Berufungsgericht aus den Gründen des Urteils des Senats vom 30. April 2009 zutreffend verneint.

12. Soweit die Revision die geltend gemachten Ansprüche auf Schadensersatz und wegen nutzlos aufgewendeter Urlaubszeit weiterverfolgen will, ist sie nicht zulässig. Wegen dieser – einen anderen Streitgegenstand betreffenden – Ansprüche hat das Berufungsgericht die Revision nicht zugelassen. Dies ergibt sich aus der auf die Ansprüche aus der Verordnung zugeschnittenen Begründung des Berufungsgerichts für die Revisionszulassung, die Rechtssache habe grundsätzliche Bedeutung und zudem erfordere die Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung eine Entscheidung des Revisionsgerichts, da andere Gerichte in ähnlich gelagerten Fällen eine Nichtbeförderung bejaht hätten.

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